Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden in der Schweiz hunderttausende Kinder und Jugendliche in Heimen und Anstalten fremdplatziert. Abgegrenzt von der Umwelt und ihren Familien sollten sie erzogen und ausgebildet werden. Sie mussten jahrelang hart arbeiten, litten unter psychischer und physischer Gewalt und Missbrauch. Die Schweiz schaute zu und weg. In den letzten Jahren gab es Bemühungen, das Unrecht, das den Kindern und Jugendlichen angetan wurde, aufzuarbeiten. Die Publikation «Grund Genug» wirft ein Licht auf die Suche der betroffenen Personen nach ihrer Identität.
Die Zeichnung als visuelle Sprache, kombiniert mit Texten aus Interviews und Gesprächen, schafft einen vielschichtigen und persönlichen Zugang zur Geschichte. Die erzählerische Vermittlung in Buchform will zur Sichtbarkeit der Thematik der zwangsfürsorgerischen Massnahmen in der Schweiz im 20. Jahrhundert beitragen. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Verein «Gesichter der Erinnerung».
«Eine herausragend gestaltete, eigenständige und vor allem sehr berührende Arbeit, in der die Autorin Simone einen zeichnerischen Umgang mit Erinnerung und Gedenken auslotet. Mit Sensibilität und Empathie nutzt die Autorin das Medium des Zeichnens nicht nur als Ausdrucks-, sondern auch als Kommunikationsmittel im Dialog mit Betroffenen. [...] Die Arbeit weist ein hohes Potenzial zur Weiterentwicklung auf, indem sie eindrücklich aufzeigt, dass die zeichnerische Auseinandersetzung – insbesondere im Bereich der Sozialwissenschaften – epistemische Eigenschaften entwickeln kann. Ein Plädoyer für die Unmittelbarkeit der Zeichnung und für das Übernehmen von gesellschaftlicher Verantwortung als Designerin.» – Auszug Plädoyer Fachrichtung Knowledge Visualization
«Als Designerin habe ich das Medium der Zeichnung untersucht. Die Eigenschaften der Zeichnung konnte ich mir nun zunutze machen, um mich der Thematik der zwangsfürsorgerischen Massnahmen in der Schweiz anzunähern und mit Menschen und ihren Geschichten in Kontakt zu treten.» – Simone Stolz
«Auch in Zukunft möchte ich zuhören, aufzeichnen und aufzeigen. Dabei sehe ich mich als Designerin, Illustratorin, Forscherin.» – Simone Stolz