Das Projekt «Vergissmein-Nicht» wirft Licht auf die fast vergessene Praktik der Heimarbeit und die massgebliche Rolle der Frauen in der Ostschweizer Textilindustrie. Ein audiovisuelles Archiv vermittelt intime Einblicke in die Geschichte und den Alltag ausgewählter Heimarbeiterinnen. Mittels persönlichen Bildmaterials und Gesprächsmitschnitten werden ihre Lebensrealitäten überliefert.
Anhand der Methode der «Oral History» erfolgt eine Annäherung an den früheren Alltag von acht Frauen, mit dem Ziel, ihre historische Bedeutung in Industrie und Gesellschaft zu würdigen. In vertrauten Gesprächen werden Feinheiten ihrer Lebensgeschichten herausgearbeitet und ihre individuellen Erfahrungen untersucht. Das Projekt arbeitet Geschichte aus einer feministischen Perspektive auf und stellt Wirklichkeit her, indem Geschehenes neu erzählt wird.
«Vergissmein-Nicht» ist eine Hommage an die Heimarbeiterinnen, auf deren Rücken die Ostschweizer Textilindustrie aufbaute. Das Projekt folgt dem Ansatz, den leisen Stimmen zuzuhören, und möchte den Frauen die Position zusprechen, die ihnen zusteht. Angesichts deren hohen Alters drängt die Zeit. Es ist wichtig, ihr kulturelles Erbe und ihr technisches Können zu dokumentieren, damit ihre Arbeit nicht in Vergessenheit gerät.
«Auf berührende Art schliessen Loana und Céline eine Lücke in der Textilgeschichte, indem sie die Frauen, die als Heimarbeiterinnen beschäftigt waren, aufgespürt und zum Erzählen veranlasst haben. Sie verbinden eindrücklich ihr feministisches Anliegen mit der sehr ästhetischen Vermittlung von Inhalten. Auf der Website werden Fotografien, Texte und Audio zu einer Portraitserie verschmolzen und so öffentlich zugänglich gemacht. Sie legen damit eine inspirierende Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit einem wichtigen Kapitel Schweizer Geschichte.» – Auszug Plädoyer Fachrichtung Trends & Identity
«Die sorgfältige Betrachtung von Geschichte und deren Erzählung, sowie die ästhetische Vermittlung von Forschungsergebnissen waren für uns von besonderer Bedeutung. Insbesondere im Hinblick auf das kulturelle Erbe der Schweiz war es uns ein Anliegen, zu reflektieren, von wem Geschichte erzählt wird und wie sie auf authentische und zugängliche Weise präsentiert wird.» – Loana Lenz & Céline Hess
«Ich sehe mich an der Schnittstelle von Kunstpolitik und Kultur, indem ich ästhetische Vermittlung nutze, um die Bereiche miteinander zu verknüpfen.» – Loana Lenz
«Als Fotografin strebe ich danach, mit meiner sensiblen visuellen Perspektive Licht auf verschiedene Meschen sowie Lebensformen zu werfen und ihre Diversität hervorzuheben.» – Céline Hess