In alternden Gesellschaften wächst die Zahl der Menschen mit Demenz (MmD). Aber es fehlt immer noch das Bewusstsein, dass es die Gestaltung unserer Umwelt und die darin enthaltenen Objekte sind, die sie behindern. Fokussiert auf private Wohnwelten, nutzte Susanne Barthl ethnografische Feldforschung, Experteninterviews und Cultural Probes, um festzustellen: Kognitive Barrierefreiheit (z.B. Beschilderung) wird selten zur Aktivierung von MmD genutzt, selbst in den eigenen vier Wänden.
«Redesign Dementia» stellt Strategien zur demenzsensiblen Umgestaltung von Lebenswelten in einer virtuellen Experience vor und vermittelt Wissen über Demenz. Um die Krankheit zu reframen und einer Stigmatisierung entgegenzuwirken, wird das Thema dargestellt, ohne es zu pathologisieren. Die sehr individuelle Symptomatik von Demenz erfordert Flexibilität, Ausprobieren und Kreativität, daher sollen die bereitgestellten Informationen auch zu neuen Ideen inspirieren.
Susanne Barthl beschäftigt sich mit einem höchst relevanten Thema, das eine überalterte Gesellschaft zukünftig massiv begleiten und vor Herausforderungen stellen wird: Demenz. Sie arbeitet zeitgemäss und zukunftsgerichtet und vor allem nicht nur medizinisch, nicht nur pflegerisch, sondern lebensweltlich und bezieht, anders als viele andere Forschungen, die Angehörigen mit in ihre Arbeit mit ein. Somit leistet ihre Arbeit einen substantiellen Beitrag im Hinblick auf angewandte Zukunftsgestaltung, bricht durch ihre neuen Ästhetiken mit stigmatisierten Bilderwelten, schafft neue Zugänge durch die Einbindung von Technolgien, aber ermöglicht auch niederschwellige Zugänge durch ihre Webseite, ihren Film und das Vermittlungsposter, dass zur demenzgerechten Ausstattung von Wohnungen einen tatsächlichen praktischen Nutzen haben wird. Susanne Barthl weiss, wovon sie redet, was sich auch in den herausgearbeiteten Ergebnissen und im Designtransfer niederschlägt. Insgesamt eine vorbildliche Arbeit, die Mediziner:innen, Pflegende und Architekt:innen wie auch Angehörige und Betroffene überzeugen wird und schon überzeugt.
Links:
trendsandidentity.zhdk.ch/diplom-2021/ma-diplome/redesign-dementia
redesign-dementia.com
«Es ging darum, das Thema Demenz anders – nicht pathologisierend – darzustellen, um keine Stigmata zu reproduzieren und eine Perspektive in die nahe Zukunft zu geben, in der wir uns innerhalb virtueller Welten Wissen aneignen werden.» – Susanne Barthl
«Ich möchte als Gestalterin sinnhafter, virtueller Experiences das Medium bekannter und zugänglicher – und vor allem inklusiver – machen.» – Susanne Barthl