An schwer zugänglichen Orten liefern dreidimensionale Terraindaten die einzige visuell zusammenhängende Information. Inwiefern beeinflusst deren Darstellung die archäologische Hypothesenbildung? Eine forschende Suche nach Antworten, anhand von Fächerecholotdaten der sogenannten «Bodensee-Hügeli».
Seit knapp einem Jahrzehnt werden in der Archäologie Methoden der dreidimensionalen Landschaftsvermessung angewendet. Sie dienen einerseits der Dokumentation von Fundstätten und erlauben andererseits Rückschlüsse auf deren frühere Bedeutung. Auffällige Strukturen in den 3D-Datensätzen werden vertieft analysiert und stellen oft die einzige Wissensquelle einer neuentdeckten archäologischen Befundsituation dar. Wie solche Vermessungsdaten in der Archäologie dargestellt und vermittelt werden müssen, um einen akkuraten wissenschaftlichen Prozess zu gewährleisten und den Erkenntnisgewinn zu fördern, wird in dieser Masterarbeit anhand von 3D-Modellen der sogenannten «Bodensee-Hügeli», einem archäologischen Mysterium unter Wasser, untersucht.
In ihrer Masterdiplomarbeit hat Livia Enderli konventionelle archäologische Forschungsprozesse genauestens studiert und insbesondere den Bereich der Darstellung dreidimensionaler Landschaftsvermessungsdaten sorgfältig reflektiert. Durch den differenzierten Einsatz bildgebender Verfahren, der Entwicklung von datenbasierten Modellvisualisierungen und 3D-Visualisierungsexperimenten ist es ihr gelungen, komplexe Daten aus der wissenschaftlichen Landschaftsvermessung visuell so zugänglich zu machen wie diese bisher durch die Archäolog:innen noch nicht erfahren werden konnten.
«Mein Projekt unterstützt mit Designmethoden einen wissenschaftlichen Forschungsprozess, bietet ganzheitliche Lösungsansätze, verknüpft mehrere Disziplinen miteinander und rückt das Thema und die Bedeutsamkeit der Datenvisualisierung in ein neues Licht.» – Livia Enderli
In zahlreichen und vielseitigen Design-Experimenten und Bilduntersuchungen sowie mittels aufwendiger Messmethoden, Datenvisualisierungen und virtueller Modellbildung ist es Livia Enderli gelungen, den interdisziplinären Forschungsdialog anzuregen. Auf einer eigenständig entwickelten Kommunikationsplattform konnte sie die bildgestalterischen Resultate, Datenvisualisierungen und zum Teil interaktiven visuellen Modelle den Forschenden in geeigneter Weise zur Verfügung stellen. Es hat sich gezeigt, dass dieser interdisziplinäre Ansatz und das Prinzip visueller Thesenbildung und Argumentation den Forschungsdiskurs derart befördern konnten, dass tatsächlich neue und überraschende wissenschaftliche Erkenntnisse und klärende Einsichten zu Tage kamen.
Kooperationspartner:
Amt für Archäologie des Kantons Thurgau
«In Zukunft sehe ich mich an der Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Disziplinen, um Inhalte von einer Sprache oder Konvention in die andere zu übertragen und somit für eine optimale Verständigung zu sorgen.» – Livia Enderli