Nur die wenigsten Mitteleuropäer sind bereits heute von der globalen Erwärmung direkt betroffen. Ganz anders ergeht es den Bewohnerinnen und Bewohnern des südpazifischen Inselstaats Kiribati. Hier fragt man nicht mehr ob, sondern nur noch wann die Inseln im Meer versinken werden. Mit einer durchschnittlichen Inselhöhe von weniger als 1.8 Metern über dem Meeresspiegel steht der Inselnation der unausweichliche Untergang des gesamten Staatsgebietes bevor. Offizielle Zahlen der Weltbank zufolge werden die Inseln bis im Jahr 2050 unbewohnbar und bis im Jahr 2070 vollständig verschwunden sein. Die App erzählt im dokumentarischen Stil die Geschichte einer jungen Inselbewohnerin, die sich mit dem baldigen Verlust ihrer Heimat konfrontiert sieht. Zahlreiche optionale Expertenstatements geben einen Einblick in die komplexe Faktenlage und ermöglichen es dem User, sich neben der eigentlichen Geschichte so intensiv in das Thema zu vertiefen wie es ihm gefällt.
«Es war ein Schock, als ich zum ersten Mal in einer kurzen Randnotiz einer Zeitung vom Schicksal von Kiribati las. Mit einem Mal verlor das Thema ‘Globale Erwärmung’ seine abstrakte Natur.»
Mit «Losing Paradise» ist Daniel Barnbeck ein berührendes, informatives und ganz eigenes Erzählformat zu einem vermeintlich breitgetretenen Thema gelungen. Angefangen bei der poetischen Umsetzung der subjektiven Erzählung aus Sicht einer Bewohnerin von Kiribati über die hochkarätigen Expertenmeinungen (interaktiv freischaltbar) bis hin zum geschlossenen App-Format, das die nötige Konzentration und Ruhe für diesen Abgesang auf eine untergehende Insel (unsere Welt) bietet, entwickelt «Losing Paradise» ein ganz eigenes Erzählformat, das über sehr grosses Potential verfügt. Bleibt zu erwähnen, dass die Dreharbeiten vor Ort unter widrigen (politischen) Bedingungen von Daniel Barnbeck alleine geleistet wurden und sein Projekt einen wertvollen, frischen und ganz eigenen Blick auf das allgegenwärtige Thema der Klimaerwärmung wirft.