Archäologische Funde wirken manchmal unspektakulär, bergen aber eine Fülle an potenziellen Erkenntnissen. 2003 wurde beim Schnidejoch im Berner Oberland ein jungsteinzeitliches Bogenfutteral aus Birkenkork entdeckt – ein bis heute weltweit einzigartiger Fund. Lucy Kägi entwickelte für das Bernische Historische Museum eine Animation, welche als begleitendes Vermittlungsmedium das Fundobjekt in der zukünftigen Ausstellung ergänzt und einen Zugang zu einem rätselhaften Objekt schafft. Mit der poetischen und für den Museumsbereich unkonventionellen Bildsprache, gekonnt komponierten Szenen und einer spannungsvolle Narrationsebene zieht Lucy Kägi Betrachter jeden Alters in den Bann dieses Fundobjekts und seiner Geschichte und vermittelt gleichzeitig einfach und nachhaltig das Wissen über Material und Herstellung.
Lucy Kägi hat in ihrer Arbeit die Ansprüche an die Vermittlung im Bereich Scientainment innovativ und eigenständig definiert. Die stimmungsvolle narrative Interpretation der Hypothese verbindet sie mit grosser Eleganz zu einer exemplarisch ausgeführten didaktischen Reduktion, die jeden belehrenden Gestus vermissen lässt, sondern im Gegenteil einen sinnlichen Zugang zu einer oft trockenen Materie schafft. Sie verleiht der archäologischen Forschung damit einen frischen Vermittlungsansatz. Die klare, universell verständliche Bildsprache mit Mut zur Reduktion lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen und unterstützt damit die Eigenschaften der Archäologie als einer Wissenschaft, deren Artefakten ein hoher Anteil an Hypothese zugrunde liegt. Ergänzt wird die visuelle Sprache wirkungsvoll durch das in Zusammenarbeit mit zwei ZHdK Filmmusik-Kompositions-Studentinnen entstandene Sounddesign. Souverän vermeidet die Gestaltung die Reproduktion von Klischees von Figuren und überholten Konventionen. Die Arbeit schafft so ein die wissenschaftlichen Fakten und bestehenden Vermittlungskonzepte ergänzendes Medium.